Das näherrückende 100. Todesjahr 2024 des bekanntesten und mit Recht berühmtesten deutschen Dichters des 20. Jahrhunderts sollte vor allem noch einmal seine einzigartigen Kunstwerke in den Mittelpunkt rücken. Nachdem „Der Prozeß“ in seiner Kapitelfolge völlig neu geordnet und daher erstmals sinnfällig und nachvollziehbar ediert wurde, muß auch die geistige Welt der anderen Dichtungen einmal neu auf den Prüfstand. Während Kafkas Biographie bereits mehrfach und minuziös bis ins kleinste Detail publiziert wurde, verursachen die unzählbaren Deutungsversuche seiner zweifellos geheimnisvollen Kunst ein nahezu unentwirrbares Konglomerat von Widersprüchen, einen wahrhaft gordischen Knoten, der noch seiner überzeugenderen Lösung bedarf.