Dr. Christian Eschweiler, *27.2.1932, † 12.11.2021, studierte Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie.
Für seine Staatsarbeit über Kafkas „Der Prozeß“ bei dem Kafka-Experten Wilhelm Emrich erhielt er 1958 einen zweijährigen Forschungsauftrag des Kultusministeriums.
Seit 1960 Lehrer, seit 1970 Studiendirektor am Jesuitenkolleg in Bad Godesberg. Der Abschluss seiner Dissertation bei Norbert Oellers und Beda Allemann galt ebenso dem großen Prager Dichter wie weitere fünf Bücher.

Zahlreiche Essays und Vorträge zur Literatur fasste er 2004 in dem Sammelband „Die Sprachkunst großer deutscher Dichter“ (Landpresse) zusammen. Darin enthalten sind dreizehn Beiträge zu Goethe, Hölderlin, Heine, der Romantik, zu Kafka, Thomas Mann, Brecht, Borchert, Hesse und Benn sowie Lyrik von Walther von der Vogelweide bis Nelly Sachs und Paul Celan.

Mit der Dissertation „Die unerfüllbare Hoffnung auf Selbsterlösung“ beginnt „die Neuordnung der Kapitelfolge“ (Bonn, 1988), die bereits von der Überzeugung bestimmt ist, das Problem nur von innen, vom Verständnis der Bilderwelt her lösen zu können. In den fünf Studien des Buches „Der verborgene Hintergrund in Kafkas „Der Prozeß“ (Bouvier, 1990) wird das Ergebnis, befreit von dem unumgänglichen wissenschaftlichen Beiwerk, zusammengefasst.

Das nächste Buch „Kafkas Erzählungen und ihr verborgener Hintergrund“ (Bouvier, 1991) soll beweisen, dass der eingeschlagene Weg auch bei anderen Dichtungen zu sinnvollen und nachvollziehbaren Deutungen führt. Interpretiert werden „Das Urteil“, „Ein Traum“, „Kleine Fabel“, „Vor dem Gesetz“, „Auf der Galerie“, „Der Nachbar“, „Schakale und Araber“, „Eine kaiserliche Botschaft“, „Die Verwandlung“, „In der Strafkolonie“, „Josefine die Sängerin, oder das Volk der Mäuse“ und ein Hungerkünstler“.

Überzeugt, den „Schlüssel zum Verständnis“ gefunden zu haben, erscheint das Buch „Kafkas Dichtung als Komos“ (Bouvier, 1993). Am Beispeil kürzerer Texte wie „Die Bäume“, „Wunsch Indianer zu werden“ und „Gibs auf!“ werden Gestaltungsmittel Kafkas aufgezeigt, deren Erkenntnis den verborgenen Hintergrund erhellt und Fehldeutungen vorbeugt. Interpretiert werden danach „Ein Bericht für eine Akademie“, „Entlarvung eines Bauernfängers“, „Zur Frage der Gesetze“, „Ein Landarzt“, „Der Heizer“ und „Forschungen eines Hundes“.

In „Kafkas Wahrheit als Kunst“ (Bouvier, 1996) wird im ersten Teil die Kurzprosa gedeutet: „Der Aufbruch“, „Der Geier“, „Der Kreisel“, „Die Brücke“, „Der Steuermann“, „Nachts“, „Der plötzliche Spaziergang“, „Die Wahrheit über Sancho Pansa“, „Heimkehr“, „Ein altes Blatt“, „Das Schweigen der Sirenen“ sowie Texte aus „Er“ und den „Paralipomena“. Der zweite Teil des Buches ist der großartigen Erzählung „Der Bau“ aus Kafkas letztem Lebensjahr gewidmet. In ihr gelingt es dem Dichter, Lebensfreude und Todesbewusstsein in einer wunderbaren Liebesgeschichte miteinander zu vereinen. „Der Bau“ ist zweifellos ein Meisterwerk des Dichters.

„Kafkas unerkannte Botschaft“ mit dem Untertitel „Der richtige ‚Process'“ (Bouvier, 1998) ist die in sich geschlossene Deutung des Roman-Fragments und enthält die endgültige Festlegung der Kapitelneuordnung. Im Schlussteil dieses Buches werden 158 Zitate des Dichters aus seinem Gesamtwerk zu den Stichworten „Mensch, Aufgabe, Erkenntnis, Wahrheit, Freiheit, Schuld, Möglichkeit, Hoffnung, Angst, Tod, Gewissheit, Kunst“ zusammgestellt, die Kafkas geistige Welt kennzeichnen, wie sie sich in den dichterischen Bildern seiner Kunst spiegelt, und damit die Grundlage für ein nachvollziehbares Verstehen bedeuten.

In allen Deutungen hat die künstlichere Leistung, das Kunstwerk, den Vorrang vor dem Dichter. Das Werk ist wichtiger als die Biographie; die Erkenntnis seiner geistigen Welt ist das richtungweisende Ziel.