Den folgenden Essay habe ich bewußt nur aus der Erinnerung verfaßt, weil ich einmal wissen wollte, wieviel ich aus meiner lebenslangen Auseinan-dersetzung mit der Kunst Kafkas, vor allem mit seinem Prozeß-Roman, für meine eigene Lebensauffassung verinnerlicht habe. Natürlich habe ich den Roman ungezählte Male gelesen, durchdacht und in jeder Oberprima als Lebensperspektive dargeboten. Von seinem tiefgründigen Verständnis bestätigt, gelang es mir, alle Teil-stücke des großartigen Entwurfs erstmals sinnvoll zu einem kunstvollen Organismus zusammenzufügen.

Ich kann mir nur wünschen, daß meine „augenöffnenden“ Erkenntnisse, wie sie Siegfried Lenz in einem Brief nannte, nachempfunden werden.

Kafka selbst verspricht demjenigen, der sich von der Formensprache seiner poetischen Bilderwelt ergreifen läßt, auch die Öffnung ihres verborgenen Hintergrundes, wie er die geistige Welt nennt, die großer Kunst zugrunde liegt und sich in ihr widerspiegelt.

 

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