Bei klassischer Musik ist es selbstverständlich: Wer einmal von einem Konzert ergriffen wurde, sehnt sich nach der Wiederholung. Er will die wunderbare Gestimmtheit wieder einfangen und wiedererleben, die sein Inneres so tiefgründig berührt hat, die ihm das Hochgefühl vermittelte, das ihn glauben ließ, an einer schöneren und höheren Welt teilzuhaben. Es ist der „Schwebezustand der Harmonie“, von dem Kierkegaard verspricht, daß er den Menschen über den Alltag erhebt und in eine Traumsphäre des Glücks entrückt. Er zielt damit vor allem auf das Kunsterlebnis, das dem Gebildeten die anspruchsvolle Begegnung mit der schöpferischen geistigen Leistung eines Künstlers gewährleistet und ihn zugleich dazu herausfordert, der eigenen Auszeichnung mit dem Geist gerecht zu werden. In diesem Sinn ist Kunst eine Erzieherin des Menschen, und Künstler sind die wahren Lehrer aller Gebildeten. Um es mit Nietzsche zu sagen: Gott hat uns die Musik gegeben, damit wir durch sie nach oben geleitet werden, damit sie unsere Gedanken auf Höheres leitet, unser Wesen erhebt zum Guten und Wahren. Kunst und Musik bedeuten also eine Steigerung und Höherführung des menschlichen Lebens.

Hommage à Franz Kafka – Plädoyer für die Re-Lektüre