Das Schloß
– Eine Einführung in die Thematik und ihre Gestaltung –
In dem richtungweisenden Gleichnis „Vor dem Gesetz“ im Zentrum von Kafkas Roman „Der Prozeß“ wird dem Einzelnen seine ganz persönliche Möglichkeit aufgezeigt, in das innere Wesen seines Selbst einzudringen. Er muss die Schwelle des nur für ihn bestimmten Eingangs überschreiten, um sein bisheriges Leben neu „mit dem Blick der Erkenntnis“ zu durchleuchten und zu überprüfen. Der Landvermesser K. im Roman „Das Schloß“ tut diesen Schritt und kommt gleich zu Beginn auf dieser höheren Ebene seines Selbst an. Obwohl er zunächst in eine „scheinbare Leere“ emporblickt, gibt es weder an seiner Auszeichnung, „die Ankunft eines Landvermessers war nichts Geringes“, noch an seiner gleichzeitigen Berufung, „das Schloß hatte ihn also zum Landvermesser ernannt“, einen Zweifel. Trotzdem weiß er auch, dass damit ein „Kampf“ beginnt, in dem es ihm vor allem um seine Freiheit geht: „Ich will immer frei sein.“ Die Schlossbehörde scheint diesem „Kampf lächelnd“ entgegenzusehen. Den Bauern des Dorfes aber, die bereits zum Schloss gehören, ist er gerade deswegen unwillkommen. Sie fürchten in ihrer gequälten Abgestumpftheit, ihre Schädel sahen aus, als seien sie „oben platt geschlagen worden“, von diesem Fremden eine ungewollte Störung ihres gewohnten Alltagstrotts und weisen ihn deshalb überall ab.